PAYD - Pay As You Drive
Pay as you drive: Kfz-Versicherung mit Datenschutz-Relevanz

Pay as you drive: Kfz-Versicherung mit Datenschutz-Relevanz

Pay-as-you-drive – kurz: PAYD – nennt sich ein neues Modell der Kfz-Versicherung. Dabei wird Telematik zur Risikoabschätzung genutzt. Autofahrer erhalten bei vernünftigem Fahrverhalten Rabatte und vergünstigte Tarife. Aber wie steht es um den Datenschutz? Stehen wir kurz vor dem gläsernen Fahrer?

Was ist „Pay as you drive“ (PAYD)?

Pay-as-you-drive steht für „Zahle, wie du fährst“ – und das erklärt bereits das grundsätzliche Modell. Autofahrer werden für eine umsichtige Fahrweise mit finanziellen Vorteilen belohnt, während Raser und unvorsichtige Fahrer mit teuren Tarifen abgestraft werden können. Man spricht auch vom „Telematik-Tarif“, wobei sich „Telematik“ aus „Telekommunikation“ und „Informatik“ zusammensetzt.

PAYD funktioniert also so: Die Versicherungsbeiträge werden am Fahrverhalten bemessen und das Fahrverhalten wird mittels Fahrparametern erhoben. Solche Fahrparameter sind unter anderem die Bremsdauer, die grundsätzliche Geschwindigkeit, Informationen über Tag- und Nachtfahrten, rasantes Gasgeben oder aber abruptes Abbremsen. Es gibt zwei Möglichkeiten, solche Parameter zu erfassen:

  • GPS-Blackbox: Sie wird im Motor- oder Kofferraum installiert. Die GPS-Blackbox zeichnet Daten auf und übermittelt diese an die jeweilige Kfz-Versicherung, die die Daten auswertet. Zwischen 500 und 1.000 Euro werden derzeit für einen solchen Datenspeicher fällig.
  • App: Diverse Versicherer bieten auch eine App an, die einfach auf dem Smartphone installiert wird. Die Telematik erlaubt das Speichern der Daten auf dem Smartphone und das Übermitteln selbiger an den Versicherer. Zwar ist die App in aller Regel kostenfrei, jedoch muss meist eine Kfz- und Unfallversicherung beim Versicherungsunternehmen abgeschlossen werden.

Das Prinzip ist also denkbar einfach: Fahrweisen werden erfasst, gespeichert und an das jeweilige Versicherungsunternehmen gesendet. Dieses wertet die Parameter aus. Vorsichtige Autofahrer können mit entsprechenden Tarifanpassungen rechnen – denn: Weniger Unfälle kommen natürlich auch der Kfz-Versicherung zugute.

 

Wie funktioniert PAYD und was habe ich davon?

Die Beiträge im Telematik-Tarif berechnen sich anhand eines Scores, also eines Punktestands. Dieser Score errechnet sich anhand verschiedener Kriterien. Erhält ein Fahrer einen Score von 100 Punkten, fährt er umsichtig. Je niedriger der Score ausfällt, umso unvorsichtiger fährt der Autofahrer – und umso mehr wird er zahlen.

Die Kfz-Versicherer gewichten die einzelnen Parameter unterschiedlich, sodass kein Pauschalrezept genannt werden kann. Oft fällt neben einer umsichtigen Fahrweise auch eine dem Verkehr angepasste Geschwindigkeit ins Gewicht. Wer zu zügig unterwegs ist, riskiert Unfälle – das wird von der Versicherung mit einem schlechteren Score abgestraft.

Sehr wichtig bei dieser Score-Kalkulation: Verleiht Euer Auto an jemanden, beispielsweise an Ihren heranwachsenden Sprössling, der gerade frisch seinen Führerschein gemacht hat, wird auch diese Fremdfahrt mitberechnet. Fährt der Nachwuchs also unsicher oder aggressiv, beeinflusst das Ihren Score negativ.

PAYD-Systeme mit einer GPS-Blackbox haben ihre Vorteile: Der Unfalldienst kann das Auto im Falle eines Unfalls leichter orten und auch im Falle eines Diebstahls kann das Kfz schnell lokalisiert werden. Jedoch birgt diese Lokalisation Risiken im Datenschutz.

Wie die Versicherer mit den Daten umgehen, ist eine wichtige Frage. Leider kocht hier jeder so ein bisschen sein eigenes Süppchen; der Umgang mit den erhobenen Daten ist von Versicherer zu Versicherer sehr verschieden. Es existieren Modelle, bei denen die Daten beim Mobilfunkanbieter verbleiben und der Versicherer lediglich den Score erhält. Und es gibt Modelle, bei denen der gesamte Datenumfang beim Versicherungsunternehmen landet. So oder so: Die Daten lagern auf möglicherweise angreifbaren Servern und werden womöglich zur Erstellung von Nutzerprofilen verwendet.

 

Warum ist PAYD hinsichtlich Datenschutz problematisch?

Datensicherheit und Datenschutz sind große Themen bei der Nutzung von Telematik. Es werden zahlreiche Daten erhoben, die enorm viel über den Autofahrer verraten können. So werden zurückgelegte Strecken gespeichert und mit Uhrzeit und Datum versehen. Auch Fehlverhalten am Steuer wird aufgezeichnet. Daneben werden Details erfasst: Wann blinkt der Fahrer? In welcher Lautstärke ist das Radio aufgedreht?

Es besteht die große Gefahr des „gläsernen Fahrers“. Die Summe der Daten gestattet es, ein Profil zu erstellen. Dies könnte auch für strafrechtliche Ermittlungen genutzt werden – oder es könnte Missbrauch mit den Daten stattfinden. Aus diesen Gründen erhielt im Jahr 2007 einer der Hersteller eines PAYD-Systems den Big Brother Award. Auch der ehemalige Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar sieht PAYD kritisch: „Im Grunde handelt es sich dabei um eine „freiwillige“ Vorratsdatenspeicherung des Kfz-Halters“, so Schaar.

Daten, die Rabatte auslösen – das ist PAYD. Bislang sind Details zur Datenspeicherung und -auswertung noch rar gesiedelt. Wenn die Versicherungsunternehmen machen, was sie vom Autofahrer verlangen, nämlich die Transparenz zu erhöhen, so könnte aus PAYD ein wenigstens halbwegs durchsichtiges Modell für die Kfz-Versicherung werden. Solange die Telematik-Versicherung jedoch noch so undurchsichtig ist, scheint es nicht sicher genug, so sensible Daten preiszugeben.

Hinzu kommt, dass diverse Menschengruppen Nachteile haben: So werden etwa Nachtfahrten als unsicherer gewertet als Tagfahrten. Fährt nun der Nachtschichtler allabendlich durch die Stadt zur Arbeit, bekommt er Punktabzug. Kritisiert wird weiter die Einschränkung der persönlichen Freiheit, denn durch das Score-System würden sich Autofahrer entsprechend anpassen. Das hat Vor- aber eben auch Nachteile. Wer PAYD-Systeme nutzen möchte, sollte sich also intensiv mit dem konkreten Versicherungssystem, der Datenerfassung, -speicherung und -auswertung befassen.

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